Vereinsporträt: TC Neuenkirchen

Zumachen war keine Option - von 30 auf 100 Mitglieder in drei Jahren

© TC Neuenkirchen

Den Ortsnamen Neuenkirchen gibt es in Deutschland häufiger. Eine so tolle Geschichte wie beim Tennisclub Neuenkirchen in der Nähe von Rietberg, gibt es allerdings wahrscheinlich nicht allzu oft. Vor vier Jahren stand der Dorfverein im 6.000 Einwohner-Örtchen kurz vor dem Aus. Die Abwicklung war vorbereitet. Dazu kam es aber nicht, denn die ehemaligen Fußballer Carsten Böhle, Slaven Zagrajski und Rolf Lampe aus dem Nachbarort Varensell hatten andere Pläne und hauchten dem Verein neues Leben ein. Wie konnte das passieren?

Man stelle sich einen kleinen Tennisclub mit zwei verbliebenen Plätzen, einer Ü65-Mannschaft und rund 30 Mitgliedern vor. Erst im Jahr 2014 wurde die Anlage von fünf auf zwei Plätze zurückgebaut. Zukunftsperspektive gleich null. So sah kurzgefasst die Situation des TC Neuenkirchen im Jahr 2018 aus. Ein paar alte Fußballer aus dem Dorf, die schon vorher die Bälle über das Netz kloppten, wollten sich damit nicht abfinden. Vier Jahre und eine Corona-Pandemie später sieht die Lage ganz anders aus. Der TCN hat knapp über 100 Mitglieder, einen der 2014 zurückgebauten Plätze in Eigenleistung reaktiviert, eine neue Bewässerungsanlage, einen Platz mit Flutlicht, erfolgreiche Hobby-Mannschaften, ein aktives Vereinsleben sowie Pläne und Visionen für die Zukunft.

Überzeugungsarbeit leisten

„Wir haben hier abends nach dem Spielen immer gemütlich auf der Terrasse gesessen, bis uns unser Vorsitzender über die Abwicklungspläne informiert hat. Es war schon alles geklärt, die Übergabe des Grundstücks an die Stadt so gut wie geregelt,“ erinnert sich Sportwart Slaven Zagrajski zurück. „Das konnten wir irgendwie nicht zulassen. Ich und ein großer Teil meiner Vorstandskollegen kommen zwar ursprünglich vom Fußball, fühlten uns aber auch beim Tennis immer wohl und zugehörig. Zu macht man einen Verein nur einmal. Und das war keine Option für uns“, fügt der Vorsitzende Carsten Böhle hinzu.

Zunächst musste beim alten Vorstand Überzeugungsarbeit geleistet werden. Doch die Grundgedanken und Ideen des neuen Vorstandes waren ebenso schlüssig wie umsetzbar. Die Wege im Ort sind kurz. Man kennt sich! Schnell wurden Sponsoren gefunden, die sich für die Reaktivierung begeistern konnten und dem Verein durch ihre Zuwendungen Handlungsspielraum gaben. Es war aber ebenso klar, dass auch an der Infrastruktur etwas getan werden musste, um tatsächlich langfristig wieder eine echte Sport- und Freizeitalternative für Interessierte darzustellen.

Von 30 auf 100 in drei Jahren

„Ich würde nicht sagen, dass die Corona-Pandemie ein Nachteil für uns war. Im Gegenteil. Wir konnten im ersten Lockdown sogar 15 Mitglieder hinzugewinnen, die Tennis für sich neu- oder wiederentdeckt haben, dabeigeblieben sind und auch neue Leute mitgebracht haben. Mittlerweile spielen 110 Mitglieder aus allen umliegenden Ortschaften aus nahezu allen sozialen Schichten beim TCN.“ Mit den Plänen im Rücken konnten die Leute bei der Stange gehalten werden. Inzwischen wurde ein aufgegebener Court durch die Eigenleistung der Vereinsmitglieder wieder bespielbar gemacht. Eine Reaktivierung der Plätze 4 und 5 ist leider aus baulichen Gründen nicht mehr möglich. Eine Lösung war aber auch hier schnell gefunden. Die neue Flutlichtanlage soll die Spielmöglichkeiten in den Abendstunden im Frühjahr und Herbst erweitern, denn es wird wieder vermehrt Training angeboten und auch die Kinder und Jugendlichen sollen genügend Kapazitäten zum Spielen haben.

Eine Macht im Hobby-Bereich

Auch sportlich nahm der Betrieb wieder Fahrt auf. Im Sommer gehen insgesamt vier Hobby- und eine Jugendmannschaft an den Start. „Wir sind bis heute in all unseren Hobby-Spielen seit Jahren ungeschlagen“, erzählt Böhle mit einem Augenzwinkern. „Es wird für uns vielleicht auch wohl mal Zeit, am normalen Spielbetrieb des WTV teilzunehmen.“ Fünf Mal in Folge gewann die Freizeittruppe die Meisterschaft auf Bezirksebene in Ostwestfalen. Weil auf und neben dem Platz bei den Spielen immer eine gute Atmosphäre herrschte, kamen schnell die Ehefrauen und Kinder der Hobby-Herren hinzu. Das Vereinsleben ist voll auf die Gemeinschaft und Nachbarschaft ausgerichtet. Im nächsten Sommer sollen außerdem erstmals die traditionsreichen Rietberger Doppel-Stadtmeisterschaften in Neuenkirchen stattfinden. Ein Beleg dafür, dass zu den Nachbarvereinen in Rietberg, Mastholte, Bokel und Kaunitz ein gutes Verhältnis herrscht.

In vollen Zügen genießen wollen die Neuenkirchener die Sommersaison 2022. „Der stressige Umbau und die Pandemie haben doch irgendwie ihre Spuren hinterlassen“, sagt Carsten Böhle. Und im nächsten Jahr steht schließlich mit dem 50. Vereinsjubiläum das nächste Highlight auf dem Programm. Wie gefeiert wird, das weiß man im Dorf ganz gewiss. Zugemacht wird beim TCN ab jetzt nur noch, nachdem abends der letzte Punkt gespielt und das letzte Getränk geleert ist.

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