30.06.2021 12:57 Uhr

Ostermann Cup: Marcel Zielinski gewinnt in Witten

Bravouröse Paula Rumpf unterliegt erst im Finale

Von links: Siegerin Julia Rennert (Marienburger SC), Finalistin Paula Rumpf (TC Union Münster), Sieger Marcel Zielinski (TSC Hansa Dortmund) und Finalist Tim Seibert (TTC Brauweiler). © Ostermann Cup

Neue Namen für Siegerchronik der SUA

Witten - Die Geduld des Ausrichters hat sich gelohnt. Erst ganz kurzfristig gab’s endgültig grünes Licht für die Austragung der 24. Auflage des Ostermann-Cups bei der Sport-Union Annen. Belohnt wurde der Gastgeber an den sechs Tagen nicht nur mit Sonne satt, sondern auch mit hochkarätigem Tennissport. Zur langen Liste der bisherigen Turniersieger (darunter auch der in Witten lebende Daviscup-Spieler Jan-Lennard Struff) kamen am Samstag zwei neue Namen. Bei den Damen setzte sich Julia-Victoria Rennert (Marienburger SC) durch, bei den Herren drückte Marcel Zielinski (TSC Hansa Dortmund) der Konkurrenz seinen Stempel auf.

Dabei war es keineswegs ein Spaziergang in Witten für den Jungprofi aus Herne, der in diesem Jahr zuvor schon kleinere Turniere gespielt hatte, allmählich durch immer mehr Matchpraxis seinen Rhythmus zu finden scheint. „Mit meiner Woche hier kann ich insgesamt sicher zufrieden sein“, sagt der Sohn des früheren polnischen Daviscup-Spielers Mariusz Zielinski. Entscheidend war für den 20-Jährigen vermutlich, dass er das intensive Zweitrunden-Duell mit dem in Argentinien geborenen Italiener Gabriel Ciurletti nach Satzrückstand mit 4:6, 6:2 und 6:1 noch zu seinen Gunsten drehen konnte. „Für mich war dieser Sieg ganz wichtig. Danach kam ich richtig in den Flow“, gab der Rechtshänder vom Regionalligisten TSC Hansa Dortmund zu Protokoll.

Reichlich schuften musste Zielinski bei seiner Premieren-Teilnahme am Kälberweg auch im Viertelfinale gegen den Bielefelder Jannik Rother (7:5, 7:6) und in der Vorschlussrunde am Samstagmorgen gegen Karim Al-Amin (Dorstener TC), dessen Siegeszug er mit 6:3 und 7:5 stoppte. Dass die Finalpartie gegen den zuvor so überzeugend aufgetretenen Tim Seibert vom Oberligisten TTC Brauweiler nicht zu einem Tennis-Krimi wurde, dafür hatte der unterlegene Akteur eine einleuchtende Erklärung: „Ich war einfach total leer nach dem harten Halbfinale am Morgen“, so der im US-Bundesstaat Ohio am Columbia-College studierende Seibert, der beim 6:3, 3:6 und 6:1 gegen Lambert Ruland (TC BW Soest) offenbar zu viel Substanz gelassen hatte. „Für mich war danach nix mehr drin“, sagte er beinahe entschuldigend nach dem 3:6, 1:6 gegen Turnierfavorit Zielinski. „Marcel hat das sehr gut gemacht, hat sich wenige Fehler erlaubt. Er hat eine unangenehme Spielweise, agiert viel mit halbhohen Bällen“, so Seibert, dem immerhin noch 500 Euro blieben.

Kleines Jubiläum im nächsten Jahr

Der Ostermann-Cup indes ging verdient am Marcel Zielinski, der auch im Endspiel noch hohes Tempo gehen konnte. „Konditionell hatte ich gar keine Schwierigkeiten“, so der 20-Jährige, der sich inzwischen ganz dem Tennis verschrieben hat. „Ein halbes Jahr lang immer nur Training – das war schon hart“, so Zielinski, der es kaum erwarten konnte, wieder auf die Turnierbühne zurückzukehren. Mit dem Sieg beim Wettbewerb in Annen, für den er viel Lob übrig hatte, hat der Herner nun offenbar den nächsten Schritt gemacht.

„Unser Dank geht vor allem auch an die Spieler, die uns hier eine Woche lang mit großem Sport verwöhnt haben“, sagte Markus Wagner von der SU Annen bei der Siegerehrung. Schon bald kann sich der Klub an die Planung fürs Silberjubiläum des Turniers machen.

Julia Rennert spaziert ohne Satzverlust durch die Woche

Witten - Die quälend lange Wettkampfpause, wie hätte man sie besser beenden können als mit einer so makellosen Turnierwoche? Als strahlende Siegerin nahm Julia-Victoria Rennert (Marienburger SC) am Samstag die Trophäe für Platz eins beim Ostermann-Cup entgegen. Nicht einen einzigen Satz hatte sie am Kälberweg abgegeben.

Als sie die ersten Glückwünsche entgegengenommen hatte, gestand die 20-Jährige aus Neuss aber, dass sie diese intensive Woche schon mächtig geschlaucht hatte. „Man merkt den Körper jetzt schon, gerade wenn man zwei Matches am Tag gespielt hat. Auch vom Kopf her ist das nicht so einfach“, sagte Rennert, die neun Monate lang bei keinem Turnier mehr angetreten war. „Es lief hier richtig gut für mich, die ersten drei Runden habe ich relativ schnell gewonnen. Gerade mal vier Spiele hatte sie da in ihren sechs Sätzen abgegeben – deutlicher konnte die Oberliga-Spielerin, die in Annen an Position drei gesetzt war, ihre Ambitionen nicht unterstreichen.

Erst im Halbfinale gegen die topgesetzte Chiara Tomasetti (TV Visbek) musste die derzeitige Nummer 74 in der DTB-Rangliste zum ersten Mal richtig rackern. Zumindest im zweiten Durchgang, denn Rennert begann fulminant mit einem 6:1, machte kaum Fehler. „Dann hat meine Gegnerin cleverer gespielt, die Bälle besser platziert.“ Den längeren Atem aber hatte Rennert, die im Tiebreak mit 9:7 auch Nervenstärke bewies.

Im Endspiel hatte sie es dann zu tun mit der 17-jährigen Kamenerin Paula Rumpf, die für den TC Union Münster spielt. Die hatte sich zuvor ein bemerkenswertes Vorschlussrunden-Duell mit Leah Luboldt vom Gladbacher HTC geliefert. Letztere, die am Abend zuvor die an Position zwei gesetzte Argentinierin Augustina Chipac (Landau) aus dem Wettbewerb genommen hatte, sah eigentlich schon wie die sichere Siegerin aus. Luboldt lag mit 6:4 und 5:0 in Front, hätte den Sack nur noch zumachen müssen. „Dann lief bei mir aber gar nichts mehr, ich war einfach platt – das Match vom Freitag steckte mir noch zu sehr in den Knochen“, so die Essenerin.

Paula Rumpf drehte auf, gewann ganze neun Partien am Stück, holte sich die entscheidenden Durchgänge mit 7:5 und 6:3. „Keine Ahnung, wie ich das geschafft habe“, flachste die Regionalliga-Spielerin, die im Viertelfinale gegen Velberts Isabel Heupgen schon Matchbälle gegen sich hatte, auch dort aber exzellente Comeback-Qualitäten zeigte und mit 1:6, 7:5 und 6:0 gewann.

Im Finale allerdings musste sie die Überlegenheit von Julia-Victoria Rennert anerkennen, die mit ihrer druckvollen beidhändigen Rückhand immer wieder zum Erfolg kam, sich kaum einen unerzwungenen Fehler leistete. Schon im ersten Satz (6:1) war sie ganz klar Chefin auf der roten Asche, ließ sich auch danach nicht beirren und war nach dem 6:3 in Durchgang zwei um 900 Euro Siegprämie reicher. „Natürlich bin ich sehr zufrieden mit meiner Woche hier in Witten. Die Atmosphäre hier ist echt toll, die Leute sind alle sehr nett – das hat Spaß gemacht“, richtete Rennert nach ihrem Premieren-Triumph ein höfliches Siegerinnen-Kompliment an das Ausrichter-Team der SUA.

Texte: WAZ/Oliver Schinkewitz

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